26. OKT BIS 28. NOV 2008
SONJA IROUSCHEK / ARBEITEN MIT
GEFUNDENER FOTOGRAFIE
VOR MEINER ZEIT
Sonja Irouscheks Sammlung von Amateurfotos, die 1998 ihren Anfang fand, umfasst inzwischen etwa 12.000 Negative und Dias.
Fotografien ohne künstlerischen Anspruch, deren Zweck vor Allem das Konservieren besonderer Lebensmomente war, um später Gefühle neu zu beleben und Erinnerungen wachzurufen. Nach dem Tod des Besitzers scheinbar wertlos, deshalb weggeworfen oder verramscht, gab ihr ein Foto den Anstoß für diese Serie. In einer Gruppenaufnahme aus den 1930er - 40er Jahren, bei der sich eine Familie vor einem Hauseingang aufreiht, war das Gesicht einer Frau herausgeschnitten worden. Die Dramatik des fehlenden Gesichtes veranlasste sie diese Bilder nicht nur anzusehen, sondern in sie hineinzuschauen. Auf ausgewählten Fotografien ihrer Sammlung übernahm sie schließlich, im Experiment, die Rolle der abgebildeten Frauen, indem sie, mit Hilfe der digitalen Fotomontage, ihnen ihr Gesicht verlieh.
Die Fotos dienen als Projektionsbühne für die Auseinandersetzung mit der Frage „was wäre wenn“, als ein Fenster in ein anderes Leben und eine andere Zeit. Ein Spiel mit Identitäten durch das Hineindenken und Hineinfühlen in andere Frauen, die alle „vor ihrer Zeit“ lebten.
Der Auszug der gezeigten Fotografien umschreibt in Kürze die Geschichte der Amateurfotografie mit dem Einzug der Trockenplattenkamera in wenige private Haushalte bis hin zum Massenphänomen der Kleinbildfotografie.
Der Schwerpunkt der Auswahl liegt in der unterschiedlichen Motivauffassung des Ursprungsbildes sowie der unterschiedlichen Charaktere der gezeigten Frauen.