Aus der Serie "Vor meiner Zeit"

o.T.; 2005; Barythandabzug 27,2x34,4cm;

in dunkel lasiertem Holzrahmen 50x60cm gerahmt mit Passepartout

26. OKT BIS 28. NOV 2008

SONJA IROUSCHEK / ARBEITEN MIT

GEFUNDENER FOTOGRAFIE

VOR MEINER ZEIT

Sonja Irouscheks Sammlung von Amateurfotos, die 1998 ihren Anfang fand, umfasst in­zwi­schen etwa 12.000 Negative und Dias.

Fotografien ohne künstlerischen Anspruch, deren Zweck vor Allem das Konservieren beson­derer Lebensmomente war, um später Gefühle neu zu beleben und Erinnerungen wachzuru­fen. Nach dem Tod des Besitzers scheinbar wertlos, deshalb weggeworfen oder verramscht, gab ihr ein Foto den Anstoß für diese Serie. In einer Gruppenaufnahme aus den 1930er - 40er Jahren, bei der sich eine Familie vor einem Hauseingang aufreiht, war das Gesicht einer Frau herausgeschnitten wor­den. Die Dramatik des fehlenden Gesichtes ver­anlasste sie diese Bilder nicht nur anzusehen, son­dern in sie hineinzu­schauen. Auf ausge­wählten Fotografien ihrer Sammlung übernahm sie schließ­lich, im Experi­ment, die Rolle der abgebildeten Frauen, indem sie, mit Hilfe der digitalen Foto­montage, ihnen ihr Gesicht ver­lieh.


Die Fotos dienen als Projektionsbühne für die Auseinandersetzung mit der Frage „was wäre wenn“, als ein Fenster in ein anderes Leben und eine andere Zeit. Ein Spiel mit Identitäten durch das Hi­neindenken und Hineinfühlen in andere Frauen, die alle „vor ihrer Zeit“ leb­ten.


Der Auszug der gezeigten Fotografien umschreibt in Kürze die Geschichte der Amateurfotogra­fie mit dem Einzug der Trockenplattenkamera in wenige private Haushalte bis hin zum Massenphä­nomen der Kleinbildfotografie.

Der Schwerpunkt der Auswahl liegt in der unterschied­lichen Mo­tivauffassung des Ursprungsbildes sowie der unterschiedlichen Charaktere der ge­zeigten Frauen.